Heilsames Singen

Heilsames Singen

 Jeder Mensch kann von Geburt an singen. Führe dir einmal vor Augen, dass du als Baby schon gesungen hast, bevor du sprechen konntest. 

Um in den Klang einer Gruppe singender Menschen einzutauchen bedarf es keinerlei Begabung, allein die Bereitschaft sich einzulassen und mitzumachen genügt. Dabei musst du nicht jeden Ton perfekt treffen und alles richtig machen. Wichtiger ist, dass du mit ganzem Herzen dabei bist. 

Singen und Musizieren stellte ursprünglich in allen Kulturen der Welt einen wichtigen Bestandteil des Gemeinschaftslebens dar, und damit waren alle Menschen unmittelbar einbezogen. Heute singen und musizieren wir weniger gemeinsam, vielmehr haben wir die Musik dem Kulturbetrieb übergeben, der uns damit über die Medien allgegenwärtig und in höchster Perfektion versorgt. Damit haben wir uns von unseren musikalischen Wurzeln mehr und mehr entfernt.

Mit dem heilsamen Singen können wir aber wieder an die ursprüngliche Form des Singens anknüpfen. Eine Gruppe von Menschen, die das Singen miteinander teilt, ohne Leistungsgedanken und frei von Perfektion, ist eine gute Basis dafür. Einfache Lieder mit kurzen Texten, die man durch Vor- und Nachsingen schnell erlernen kann, sind besonders geeignet. Du benötigst keinerlei Vorkenntnisse und kannst sofort mit einsteigen. Beim heilsamen Singen kannst du deine Lebensfreude ausdrücken, dich verbunden fühlen und die Möglichkeiten der Begegnung mit anderen Menschen genießen.

Erstaunlich ist auch, dass mit dem Singen viele gesundheitsfördernde Wirkungen verbunden sind, das ist wissenschaftlich belegt:

Singen fördert und trainiert eine gesunde Atmung, stärkt Herz und Kreislauf und das Immunsystem (Erhöhung des Antikörpers Immunglobolin A).

Singen bewirkt den Abbau von Stress. Studien belegen eine Reduktion der Stresshormone Adrenalin und Kortisol.

Singen macht uns glücklich. Neurobiologisch konnte eine signifikante Erhöhung der antidepressiv wirkenden und antriebssteigernden Botenstoffe und Hormone Dopamin, Serotonin, Noradrenalin und Beta-Endorphin durch Singen nachgewiesen werden.

Durch Singen wird das Bindungshormon Oxytocin vermehrt produziert.“

Denn Singen ist in seinem Kern eine unersetzbare menschliche Kraftquelle, ein “Gesundsheitserreger” und “Lebenselixier” für den Einzelnen und die Gesellschaft.

Quelle: Katharina und Wolfgang Bossinger, „Das Buch der heilsamen Lieder Band II“, Traumzeit-Verlag der Neuen Klangkultur, 2015.

Über unsere Atmung als Basis für unser Tönen und Singen – Wie richtig atmen unsere körperliche und psychische Gesunit beeinflusst 

Im Alltag schenken wir der Atmung wenig bis gar keine Beachtung. Dabei könnte ein verbessertes Bewusstsein nicht nur auf den Körper, sondern auch auf die Emotionen positive Auswirkungen haben. Die wichtigsten Tipps der Expertin.

Wir atmen täglich rund 25 000 Mal. Meist unbewusst. Die Ein- und Ausatmung ist wie viele unserer körperlichen Funktionen selbsttätig, ein Automatismus. Der Atem ist das Erste, was wir tun, wenn wir geboren werden, und das Letzte, wenn wir sterben. So wirklich bewusst nehmen wir ihn lediglich beim Sporttreiben wahr, wenn wir «ausser Atem» geraten und nach Luft hecheln, wenn wir vor einem wichtigen Termin zur Beruhigung kurz «tief durchatmen» oder uns vor Aufregung der «Atem stockt».

Seit einiger Zeit rückt die Thematik der «richtigen», bewussten und transformativen Atmung und deren Auswirkung auf Körper, Geist und Gefühlswelt vermehrt in den Fokus von gesundheitsbewussten Menschen.

Doch wie atmet man eigentlich richtig? Welche einfachen Alltagsübungen können dabei helfen? Und wie kann man mittels spezifischer Atemtechniken gar Emotionen beeinflussen?

Viele atmen zu schwach und zu flach

«Leider atmen viele Menschen im Alltag falsch». Das konnte ich immer wieder bei meinen GesangschülerInnen beobachten.   Falsch heisst: ohne das ganze Atmungsorgan zu gebrauchen. Dazu gehören nebst der Lunge auch das Zwerchfell und der Bauch. «Viele atmen zu schwach, zu flach und zu stark mit dem oberen Atmungstrakt, der Brust. Dies passiert hauptsächlich, weil wir unter chronischem Stress und Anspannung stehen. Dazu kommt, dass viele aus ästhetischen Gründen den Bauch einziehen.» Dies jedoch behindert die tiefe Atmung und lässt die flache Brustatmung normal erscheinen.

Eine eingeschränkte Atmung könne eine Belastung für das Herz sein, muskuläre Verspannungen im Oberkörper verstärken, zu Müdigkeit führen und die Konzentration beeinträchtigen. Da die Atmung unser wichtigster Entgiftungskanal ist und rund 70 Prozent der Toxine über sie ausgeschieden werden, hat das flache Atmen einen negativen Einfluss auf unser gesamtes Immunsystem.

Wie man atmet, korreliert auch mit den Emotionen

Bei der korrekten, normalen Atmung sollten sich Brustkorb und Bauch gleichermassen ausdehnen. So gelangt nicht nur mehr Sauerstoff in den Körper, sowohl die Leistungsfähigkeit als auch die Konzentration werden gesteigert. Die tiefe Bauch- und Zwerchfell-Atmung «massiert» zudem die Organe und Eingeweid, und man hat weniger Enge-Gefühle im Körper.

Die positiven körperlichen Auswirkungen tiefer Atmung, wie Senkung des Blutdrucks, der Herzfrequenz und die Linderung von chronischen Schmerzen, sind mittlerweile gut bekannt. Weniger verbreitet ist jedoch, dass die Art, wie man atmet, auch mit Emotionen korreliert.

Atemübungen für den Alltag

Bewusstwerden

Stellen Sie viermal am Tag den Wecker, und achten Sie sich in diesem Moment genau, wie Sie gerade atmen. So kann man erste Tendenzen und Muster erkennen.

Bauchatmung

Legen Sie sich auf den Boden, winkeln Sie die Beine an, und führen Sie die rechte Hand auf den Bauch, die linke auf den Brustkorb. Atmen Sie durch die Nase ein und aus. Dabei soll sich die Hand auf der Brust nicht bewegen. Es soll nur mit dem Bauch gearbeitet werden. Machen Sie dies 15 bis 20 Minuten. Die Bauchatmung entspannt und baut Stress ab. Ausserdem massiert sie die Bauchorgane und kann so die Verdauung verbessern.

Atmen zur Beruhigung

Halten Sie das rechte Nasenloch zu und versuchen Sie, nur durch das Linke zu atmen. Das linke Nasenloch ist stärker mit dem Parasympathikus verbunden. Dieser ist Teil des vegetativen Nervensystems und fördert unter anderem die Funktionen des Körpers in Ruhe. Durch diese Atmung wird die Atemfrequenz verlangsamt, und man beruhigt sich.

Box Breathing-Technik

Vier Atemzüge lang einatmen, vier halten, vier ausatmen, vier normal atmen. Mit dieser Technik wird die Atmung reguliert, und das Zählen lässt Gedankenkreisen verschwinden. Die Technik kann auch beim Einschlafen helfen.

Keine Emotion ist eine reine Emotion

Auf die Verbindung von Atmung und Emotionen hat sich Rebekka Thommen spezialisiert. Die in Zürich wohnhafte Baslerin hilft in ihren Breathwork-Kursen jenen Menschen, die mit schwierigen Gefühlen – wie etwa Stress, Depressionen oder Trauma – konfrontiert sind, mittels bewusster Atmung einen konstruktiven Umgang damit zu finden und unterdrückte Emotionen wieder ins Fliessen zu bringen.

«Keine Emotion, die wir erleben, ist eine reine Emotion. Vieles ist implizit oder explizit durch Erfahrungen verinnerlicht worden. So stufen wir zum Beispiel Wut, Angst oder Trauer als negative Emotion ein. Viele dieser Gefühlsregungen sind in der Gesellschaft verpönt und werden deshalb verdrängt», sagt Thommen. Wenn etwa Wut oder Stress aufkommt, tendieren wir dazu, weniger zu atmen, was die die Unterdrückung der Emotion weiter verstärkt und den psychischen oder auch körperlichen Druck erhöhen kann.

Emotionen einfach mal fliessen lassen

Im Gegensatz zur normalen, alltäglichen Atmung arbeitet man im Breathwork mit einer unterschiedlichen Technik. Während etwa einer Stunde atmet man tiefer, schneller und möglichst ohne Pausen zwischen der Ein- und der Ausatmung durch den Mund. Der direkte Nutzen dieser Atmung besteht darin, dass man die Atemmuskulatur trainiert, die Atmung vertieft und sie bewusst wahrnimmt. Dazu kommt, dass der Körper stärker energetisiert wird und dadurch verschiedene «Selbstheilungs- und Selbstregulierungsmechanismen»,  zutage treten können.

In Bezug auf Emotionen bedeutet dies, dass viele Workshop-Teilnehmende, die merken, dass sich unterdrückte Gefühle angestaut haben, diese wieder zulassen und Erleichterung erfahren können. Dabei soll man auch lernen, gegen diese «negativen» Gefühlen nicht mehr anzukämpfen, sondern sie bewusst körperlich als auch mental wahrzunehmen.